logo

Tromsø – Nordkap

Start: Tromsø Ziel: Nordkap Distanz: 500 Kilometer Temperatur: -5 bis 0 Grad Celsius Wassertemperatur: 2 Grad Celsius Sonnenstunden: 0

Den virkelige oppdagelsesreisen går ikke på å lete etter nye land, men å se nye øyne.
Dieses norwegische Sprichwort bringt es auf den Punkt: Die wirkliche Entdeckungsreise strebt nicht nach neuem Land, sondern danach, Dinge mit neuen Augen zu sehen. So gesehen muss eine Expedition nicht in entlegene und unerschlossene Regionen führen, sondern kann auch zu Hause vor der eigenen Haustüre oder in den Fjorden Norwegens erlebt werden. Mikroabenteuer sind erfrischende und spannende Herausforderungen, welche die Augen für die vergessenen Schönheiten des alltäglichen Lebens wieder öffnen. Es sind kleine Expeditionen für alle Helden des Alltags.

I enkelheten ligger friheten!
Anfangs Dezember startete ich in Tromsø eine Mikroexpedition. Mein Plan war denkbar einfach: Auf dem Wasserweg werde ich während 2-3 Wochen auf meinem Stand Up Paddle Board bis ans Nordkap paddeln. Auf den Spuren des Polarlichtes werde ich mich von der Dunkelheit, der Kälte und von unbekannten Gewässern herausfordern lassen, um die Dinge wieder mit neuen Augen sehen zu können. 500 Kilometer, genügend Zeit und top Material – was braucht es mehr? Im Einfachsten liegt die Freiheit!

Var det ikke for mørket, så visste vi ikke om sternene.
Gäbe es das Dunkel nicht, wüssten wir nicht von den Sternen. Meine Mikroexpedition sollte nicht während den warmen Sommermonaten stattfinden. Ich brauchte wieder einmal den Kampf mit den Elementen. Warum also nicht die Herausforderungen annehmen und Norwegen in der dunkelsten Jahreszeit erleben? Nachdem ich in Tromsø von einem Schneesturm empfangen wurde und die Temperaturen ins Bodenlose fielen, hinterfragte ich genau diese Entscheidung mit jedem Paddelschlag: Wieso tue ich mir das nur an? Bei Minustemperaturen aus dem Zelt kriechen, um danach bis zu zehn Stunden durch die Dunkelheit paddeln zu können. Ja wenn das nicht Spass und Freude verspricht. Peitschende Winde, welche das Wasser zu Wellenbergen auftürmen und mein SUP Board beinahe zum kentern bringen. Toll, ein Sturz könnte das Ende meiner Expedition bedeuten, denn aus Nässe und Kälte wird bekanntlich Eis. Doch genau da lag die Faszination meiner Reise verborgen. Die Momente, als sich mein Körper nach den ersten Paddelschlägen langsam aufwärmte, waren Freudetänze für Muskel und Geist. Die Dämmerung welche sich jeden Tag für ein paar Stunden über das Land legte, war ein Geschenk der Sonne, welches mich jeden Tag aufmunterte. Der Rückenwind, der mich zusammen mit der einsetzenden Ebbe vorantrieb, war Entspannung pur. Und nachdem sich die Wolken nach einer langen, kräfteraubenden Woche lichteten und ich das Nordlicht zum ersten Mal in meinem Leben sah, war ich einfach nur glücklich.

Frykt ikke at ditt liv skal ta slutt, frykt heller at det aldri skal begynne.
Leben bedeutet für mich, dass ich mich ungewissen Situationen stelle, mich herausfordere und daran wachsen oder scheitern kann. Fürchte nicht das Ende des Lebens, fürchte lieber, dass es niemals beginnt. Entsprechend dieser norwegischen Redewendung, fürchtete ich mich nicht vor der Ungewissheit, welche in meinem Vorhaben verborgen lag. Scheitern zu können ist ein wichtiger Bestandteil all meiner Abenteurer. Doch auf meiner Tour zum Nordkap ging ich niemals unnötige Risiken ein. Bereits in der ersten Woche entschied ich mich gegen die Querung von Fjorden, paddelte immer in Ufernähe und die letzte Etappe absolvierte ich wegen stürmischen Winden zu Fuss. Trotz Trockenanzug, Schwimmweste und Notfallsender suchte ich die Herausforderung im körperlichen und mentalen Kampf und nicht in riskanten Situationen. Diese präventive Vorgehensweise erachte ich als wichtiger Aspekt eines Mikroabenteuers. Ob zu Hause vor der eigenen Haustüre oder auf dem Weg zum Nordkap, es ist die Auseinandersetzung mit sich selbst, welche ins Zentrum rückt. Ich paddelte nicht nur meinem Ziel entgegen, sondern immer tiefer und tiefer in mich selbst hinein. Eine Welt, welche mein Leben ist und welche ich selbst erschaffen und formen kann.

Friheten es som luften. Først nåren ikke har den, merker en hva det betyr.
Leben bedeutet für mich frei zu sein. Sie ist einer meiner kostbarsten Güter. Doch die Freiheit ist wie Luft. Wir merken erst, wie viel sie wert ist, wenn sie uns fehlt. Ich denke, diese norwegische Weisheit spiegelt den Drang vieler Menschen wieder. Es ist die innere Stimme, welche zuerst leise und dann immer lauter und lauter nach Freiheit und Abenteuer schreit. Auf dem Weg zum Nordkap wurde diese Stimme immer leiser und leiser. Doch eine andere Stimme wurde lauter und lauter. Es war der Ruf nach Gesellschaft und Heimkehr. Aufbruch, Erfüllung und Heimkehr! Das ist der immer wiederkehrende Lauf meines Lebens. Das Lebensexil, das mir Sinnhaftigkeit und Bedeutung gibt. Ich hoffe, ich werde diesen Stimmen ein Leben lang hören und folgen können.

Online-Reportage im Globetrotter Magazin:

Meine Touren & Projekte