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STAND UP FOR SAFE WATER

Paddeln für sauberes Trinkwasser
  • Paddeln für sauberes Trinkwasser

    STAND UP FOR SAFE WATER

Als ich am 1. August meine Mikroexpedition bei der Rhonequelle startete, wusste ich, dass mich diese Reise nicht in ferne Welten führen wird, sondern viel eher ins Herzen der Zivilisation, wo mein Denken und Handeln zum Abenteuer werden wird. Es wird eine Reise werden, auf der ich ohne grosse Vorbereitung und mit geringen finanziellen Mitteln, eine Herausforderung erlebe, welche einer «echten» Expedition sehr nahe kommt. Eine Entdeckungsreise, die mit einem ersten Paddelschlag begann und dessen Ausgang sehr ungewiss war. Was ich aber noch nicht wusste, war, dass diese Mikroexpedition mein Denken zunehmend auf den Kopf stellen wird. Eine Gehirnwäsche, welche ich mir selbst verpasste und mich immer weiter weg vom «genormten» Denken der Gesellschaft führte. Ein Sinneswandel, der mir aufzeigte, wie bedeutungslos und klein meine Probleme, Ängste und Sorgen sein können. Eine Reise, welche durch 6 Länder führte und zugleich tief in mein eigenes, inneres Universum.

Auf den ersten 1600 Kilometern entfernte ich mich immer mehr vom sauberen Trinkwasser der Schweiz und kehrte ab Rotterdam auf dem Rhein wieder zurück ins Wasserschloss Europas. Der komplette Verzicht auf Flaschenwasser zwang mich mit dem Wasser auszukommen, das mich umgab. Nur dank meines Wasserfilters konnte ich das Wasser aus Flüssen und Kanälen trinkbar machen. Ein Privileg und gleichzeitig ein Menschenrecht, dass vielen Menschen auf der Welt ein Leben lang verwehrt bleibt.

Meine Befürchtungen, dass ich dadurch erkranke, traten nicht ein und auch sonst war es für mich weniger ein Verzicht auf Flaschenwasser, sondern viel eher ein Privileg, dass ich jederzeit mit meinen Wasserfiltern sauberes Trinkwasser herstellen konnte.»

Als ich nach etwa mehr als einem Monat die Nordsee erreichte, lagen bereits 1600 Kilometer hinter mir. Die Vorbereitung für meine eigentliche Herausforderung war somit abgeschlossen. Mein Körper brauchte dringendst Ruhe, doch da ich aus dem salzhaltigen Wasser der Rheinmündung kein Trinkwasser herstellen konnte, musste es gleich weitergehen.

Solange wie nur möglich wollte ich der Strömung des 1233 Kilometer langen Rheins trotzen. Knapp eineinhalb Monate brauchte ich von der Rheinmündung bis zur Quelle. Basel erreichte ich komplett auf dem Wasserweg und auch in der Schweiz musste ich bis kurz nach dem Bodensee nur wenige Kilometer an Land zurücklegen. Erst die Strömung des Alpenrheins war so stark, dass ich mein SUP Board für 150 Kilometer auf den Anhänger packen musste, um die Rheinquelle auf 2’345 Meter über Meer erreichen zu können.

Es gab Tage, da wollte ich nicht einen einzigen Meter weiter paddeln, sondern einfach aus dem Fluss steigen, mich ans Ufer setzen und eine Pause machen. Meine Verzweiflung war so gross, dass ich absolut keinen Sinn dahinter sah, gegen die Strömung anzukämpfen und Winden zu trotzen, die stets gegen mich wehten. Doch so abgrundtief meine Stimmung teilweise war, so musste ich mir immer wieder eingestehen, dass ich diesen Weg zum sauberen Trinkwasser freiwillig gehen kann, während sich viele Menschen in Regionen mit Trinkwasserknappheit einer Verzweiflung stellen müssen, welche niemals enden wird.

Zweieinhalb Monate voller Freude und Leid, Hoffnung und Verzweiflung, Überfluss und Entbehrung liegen hinter mir. Es gab Momente da fühlte ich mich elend und Momente des absoluten Glücks. Nebensächlichkeiten des Alltages erstrahlten in neuem Licht und erfüllten mich immer wieder mit Freude. Mehr und mehr wurde mir bewusst, was für ein riesiges Glück ich habe, in einem Land wie der Schweiz zu leben. Über so viele Sachen muss ich mir keine Sorgen machen. Konsumgüter stehen mir in Hülle und Fülle zur Verfügung, während andere Menschen an den Folgen meines Konsums leiden oder sogar sterben müssen. Diese globale Ungerechtigkeit werde ich allein nicht beseitigen können. Doch ich kann im Kleinen meinen Beitrag leisten und meine Entschuldigung aussprechen indem ich Gedanken in Worte und Worte in Taten verwandle. Diese Reise endete nicht bei der Quelle des Rheins, sondern wird noch lange weitergehen. Ich werde die Verantwortung für meinen Konsum übernehmen. Denn einen Menschen zu retten verändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für diesen einen Menschen.

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