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Klöntalersee

Paddeln im Schatten der Berge. Bike & SUP Tour zum Klöntalersee.

Die Schweiz mag bekannt sein für ihre Bergwelt. Viertausender an Viertausender reihen sich in den Alpen aneinander und bauen sich zu einem scheinbar unüberwindbaren Massiv auf. Doch inmitten dieser kargen Bergwelt sind sie zu finden. Wie kleine Oasen legen sie sich zwischen die Berge und verzaubern jeden Besucher auf den ersten Blick. Einmal gross und dann wieder winzig kleine sind sie die glitzernden Perlen der Berge.

Die Schweizer Bergseen ziehen mich magisch an. Nicht nur, weil sie bezaubernd schön sind, sondern weil sie weit oben in den Bergen verborgen liegen. Nur mit grosser Mühe und stundenlangem Fussmarsch kann ich sie erreichen. Teilweise bis zu 8 Stunden zwinge ich mich Höhenmeter um Höhenmeter den Berg hinauf, um dann auf einem See, selten so gross wie ein Fussballfeld eine paar Runden zu paddeln. Das mag verrückt klingen und jeglichem rationalistischen Denken wiedersprechen. Doch genau darin liegt der Reiz der Sache und die Herausforderung immer wieder aufzubrechen. Für mich stellt sich nicht die Frage nach dem Sinn. Ich folge einfach meinem Drang aus dem alltäglichen Trott auszubrechen und mein Leben Tag für Tag neu zu definieren.

Ob alleine oder zusammen mit meiner Partnerin steht für mich das Erlebnis in der Natur an erster Stelle. Ich verlasse bewusst die Zivilisation und suche das Abenteuer in meiner Heimat. Ich steige selten in den Flieger und reise um die halbe Welt, sondern finde die Herausforderung in meinem unmittelbaren Umfeld. Das hat einen grossen Vorteil, ich kann die Vorbereitung und Planung auf ein Minimum reduzieren und mit kleinsten Budget wahre Abenteuer direkt vor meiner eigenen Haustüre erleben. Spontan aufzubrechen bedeutet aber keinesfalls sich planlos in die Berge zu begehen. Die Planung der Route und das Zusammenstellen der richtigen Ausrüstung sind unverzichtbare Bestandteile jeder Tour. Bewusst halte ich aber vieles im Ungewissen bei meiner Routenwahl. Doch diese unbekannten Aspekte beziehen sich niemals auf die Sicherheit, sondern immer auf körperliche Aspekte. Der Sicherheitsaspekt ist mir sehr wichtig, ich möchte aber auch scheitern können und daher fordere ich meinen Körper immer wieder auf das Neue heraus, in dem ich selten sagen kann, ob ich die Route in der geplanten Form schaffen werde.

In der Schweiz gib es viele Bergseen. Manche sind leicht mit dem Fahrrad zu erreichen, andere nur mit einem kräfteraubenden Aufstieg. Je nach Zeit und Lust kann ich es mir selber einteilen, ob es auf eine kurze Tour oder mehrtägige Bergwanderung gehen wird. Das ist das Schöne an den Schweizer Alpen. Auf engstem Raum gibt es eine grosse Vielzahl an Möglichkeiten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Da ist für jeden etwas dabei.

Grundsätzlich empfehle ich jedem, der auch einmal zu einem Bergsee aufbrechen möchte mit einer kürzeren Tour zu beginnen. Gerade die Last, welche ein aufblasbares SUP Board mit sich bringt, gilt es nicht zu vernachlässigen. Bei Touren mit Übernachtung beträgt die Ausrüstung schnell einmal über 20 Kilogramm. Da beginnt auch bei mir spätestens nach 3 Stunden Aufstieg zu Fuss oder mit dem Fahrrad der Rucksack erbarmungslos auf die Schultern zu drücken. Doch trotz müder Muskeln und Schmerzen gilt es einen Schritt nach dem anderen zu machen, um dem Ziel aber auch meinem Selbst näher zu kommen.

Oft gehe ich auch zusammen mit meiner Partnerin in die Berge, um an Gewicht zu sparen nehmen wir dann oft nur ein SUP Board mit. So können wir die Ausrüstung auch bei einer Übernachtung in den Bergen gut auf zwei Rucksäcke aufteilen und oben angekommen abwechslungsweise oder zu zweit auf dem Bergsee paddeln gehen. Um bei einer mehrtägigen Tour zusätzlich an Material zu sparen gibt es auch die Möglichkeit in einer Berghütte zu übernachten. In den Schweizer Bergen gibt es viele Hütten, welche sich für eine Übernachtung anbieten würden und nicht selten in der Nähe eines Sees liegen. Wer doch etwas Zivilisation bei seiner Tour haben möchte, kann so seine Nacht komfortabel in einem Bett verbringen und sich von einer herzlichen Gastfreundschaft den Tag versüssen lassen.

Persönlich mag ich eher das Ungewisse und Unbekannte. Daher übernachte ich in den meisten Fällen unter freiem Himmel oder in einem Zelt. In beiden Fällen gilt es zu berücksichtigen, dass es in den Nächten auch im Sommer sehr kalt werden kann. Lange Kleider sind ein absolutes Muss, auch wenn beim Aufstieg Temperaturen von über 30 Grad herrschen. Ich machte nur einmal den Fehler, dass ich kurz bekleidet aufbrach, abends ins Wasser viel und keine Ersatzkleider eingepackt hatte. Eine Nacht lang trotz warmen Schlafsack zu frieren macht eindeutig keinen Spass. Daher lieber in anderen Bereichen an Gewicht sparen. So lässt sich theoretisch das SUP Board als Liegematte verwenden oder auch das Wasser aus den meisten Seen oder Flüssen in den Bergen lässt sich problemlos trinken - wer auf Sicher gehen möchte, desinfiziert das Wasser mit einer entsprechenden Wasseraufbereitungstablette. Persönlich spare ich hier das meiste Gewicht ein, denn für eine mehrtägige Tour abseits der Zivilisation brauche ich mindestens drei Liter pro Tag. Da bin ich darauf angewiesen, dass ich das Wasser, welches ich vor Ort antreffe zum Trinken und kochen verwenden kann.

Als Leserinnen und Leser mögen Sie sich wundern, dass ich so viel Zeit und Energie für den Aufstieg investiere und die Zeit auf dem SUP Board sehr gering ausfällt. Als leidenschaftlicher Surfer und Extrempaddler bin ich es mir gewohnt, viel Zeit auf dem Board zu verbringen. Da ist das Verhältnis zwischen der Zeit auf dem Land und auf dem Wasser genau anders herum. Wieso also ein SUP Board stundenlang in die Höhe tragen, wenn ich bequem mit dem Auto unzählige Seen erreichen könnte und viel mehr Zeit ins Paddeln investieren könnte? Vor allem wenn ich mich total erschöpft die letzten Höhenmeter hochkämpfe frage ich mich das auch immer wieder. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Weil es mich aus der Komfortzone herausreisst und mich dort hinbringt, wo sich meine Persönlichkeit zu entfalten und entwickeln beginnt. Oder in den Worten von Paul Gauguin: "Die grosse Herausforderung des Lebens liegt darin, die Grenzen in dir selbst zu überwinden und so weit zu gehen, wie du dir niemals hättest träumen lassen."

Wer einmal inmitten der Berge über den See schwebte, sich von der untergehenden Sonne verzaubern liess, weiss wovon ich schreiben. Der Surfer mag nach der perfekten Welle streben, ich suche nach dem perfekten Augenblick hoch oben in den Alpen. Im Schatten der Berge, dort wo sich meine Persönlichkeit entfalten kann und mich Paddelschlag für Paddelschlag meinem Leben näherbringt.

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